Geschüttelt oder gerührt?


Eine Glosse fürs Dampfer-Magazin, im März 2014. Geschrieben und gesprochen von Philgood

Um es gleich mal vorweg zu nehmen: Geschüttelt hat's mich schon oft im Zusammenhang mit Liquids. „Hoppla, das schmeckt ja grausam!“
Und gerührt war ich auch schon mehrfach ob meiner Naivität zu glauben dass ich einfach etwas zusammen kippen kann und dies denn auch tatsächlich schmeckt.
Geschüttelt wie gerührt – es ist ein schwieriges Thema. Aber es ist auch das wichtigste Thema beim Dampfen: Wie finde ich das richtige Liquid für mich?

Und hier betreten wir Dampfer Neuland (sorry Angie). Es gibt nämlich nichts das mit dem Geschmacksempfinden beim Dampfen vergleichbar wäre. Klar, wir alle wissen wie Pyros geschmeckt haben, das ist vergleichbar. Aber, sie haben einfach nach getrockneten verbrannten Pflanzen geschmeckt. Und das hat nichts mit dem differenzierten und vielfältigen Geschmack unserer Liquids gemein.
Woran können wir uns denn sonst orientieren wenn wir ein Liquid für uns suchen? Am Geschmack im Gaumen? Am Geruch? An der Konsistenz? An der Farbe oder dem Aussehen? Leider nein, das funktioniert alles nicht.

Wenn wir etwas essen haben wir viele Indikatoren und Hinweise die uns sagen, ob uns die Speise schmeckt oder nicht. Wir sehen das Gericht, die Farben, wie es angerichtet ist. Wir können tasten – oder mit dem Besteck erkunden – wie die Konsistenz der Speise ist. Wir können sie riechen, wir können sie beissen, wir erfahren die Temperatur, wir können die Speise schmecken und einordnen.
Das Gleiche bei einem Getränk: Farbe, Konsistenz, Geruch, Temperatur, Geschmack.

Nun, bei den Liquids funktioniert das alles nicht, wir haben keine anderen Indikatoren als unser ganz eigenes und persönliches Dampferlebnis. Und diese Empfindung unterscheidet sich ziemlich sicher von der aller anderen Dampfer, teilweise um Welten! Man kann einem anderen Dampfer nicht sagen „dampf das, das ist lecker“. Doch, man kann es sagen – aber es nützt nichts. Weil der andere Dampfer einen völlig anderen Geschmack hat und explizit dieses Liquid vielleicht ganz schlimm findet.

Aber wie findet man denn nun ein Liquid das einem schmeckt? Es gibt leider nur einen Weg, man muss probieren. Und da fängt nun das eigentliche Problem an. Es gibt heute hunderte von Herstellern die Liquids produzieren und anbieten. Wie soll man die alle probieren können? Es ist schlicht nicht möglich!
Am besten ist es wohl wenn man sich zuerst einmal eine Grundausstattung aus verschiedenen Richtungen bestellt. Also z.B. zwei Tabak-Aromen, zwei Frucht und ein Menthol. Damit ergeben sich schon erste Anhaltspunkte in welche Richtung der persönliche Geschmack ungefähr geht.
Wenn man diese Richtung erst einmal kennt, kann man sich ein paar weitere Liquids aus dieser Sparte bestellen und sich so an sein Wunschliquid herantasten.

Sehr toll sind in diesem Zusammenhang natürlich die Dampferstammtische. An diesen Treffen kann man sich mit anderen Dampfern austauschen und ganz viele verschiedene Liquids probieren. Oftmals findet man da den entscheidenden Hinweis auf sein Lieblingsliquid und das ganz ohne haufenweise Fehlkäufe.
Bei mir persönlich hat es übrigens genau so funktioniert. Es war an einem kleinen Treffen in Deutschland, als mir der MaxMax sein neues Kristall-Menthol Liquid zum probieren gab. Ich hatte damals „mein“ Liquid noch nicht gefunden und wusste sofort dass die Mischung von MaxMax genau das war was ich gesucht hatte.

Aber selbst wenn man sein Liquid mal gefunden hat, wird es nicht einfacher. Der Geschmackssinn wartet nämlich regelmässig mit allerlei Streichen auf. Wer kennt es nicht, plötzlich, aus heiterem Himmel, schmeckt einem sein Lieblingsliquid nicht mehr. Oder man hat plötzlich das Gefühl dass alles nur noch kokelt oder viel zu schwer und viel zu süss ist.
Davon darf man sich nicht verrückt machen lassen, es dauert meistens nur ein, zwei oder drei Tage. Und hier hilft sicherlich Abwechslung, also nicht immer das gleiche Liquid dampfen, sonst stumpft der Geschmackssinn irgendwie ab. Auch Menthol kann hier helfen, es funktioniert ausgezeichnet zum Neutralisieren und um den Geschmackssinn wieder auf die „Werkseinstellung“ zurück zu setzen.

Ich bin in der Zwischenzeit ziemlich faul geworden was Liquids angeht. Vorbei sind die Liquid-Orgien und die Misch-Massaker die ich jeweils vom Zaun gebrochen habe. Nur die unzähligen Fläschchen mit Aromen und Liquids die mir alle nicht schmecken zeugen noch von dieser Zeit.
Heute mische ich mir mein Lieblingsliquid in der Halbliterflasche und habe dann wieder für einige Zeit Ruhe.
Und für Neuentwicklungen greife ich lieber auf die professionelle Infrastruktur der Liquid-Schmiede zurück. Das ist deutlich einfacher, schneller und effizienter. Und – ich muss danach nicht sauber machen.

In diesem Sinne, gehabt Euch wohl und allzeit gut Dampf!

Euer Philgood