Kommen Sie mit, ich lade Sie zum Kaffe ein!


Eine Glosse fürs Dampfer-Magazin, im Juni 2014, geschrieben und gesprochen von Philgood

Ich sage Euch eins, Dampfertreffen sind wichtig! Saumässig wichtig sogar! Als Dampfer steht man ja immer irgendwie etwas einsam im Leben rum, meistens ist man alleine, die Freunde rauchen Kippen und lachen einen aus. Klar, vielleicht haben 2-3 Bekannte auch angefangen mit Dampfen, weil sie es von Euch abgeschaut haben, aber die zählen irgendwie nicht, mit denen kann man sich nicht so richtig austauschen.

Tja, und da kommt ein Dampfertreffen oder ein Stammtisch nun gerade recht! Stellt Euch vor, Ihr kommt in einen Raum in dem zwanzig, dreissig oder gar fünfzig Dampfer drinsitzen! Oder wenn's auch nur zehn sind! Zehn Leute die Eure Leidenschaft teilen, die den gleichen Weg wie Ihr gegangen sind, die als Dampfer auch alleine im Leben rumstehen und die nur darauf warten mit Euch zu fachsimpeln! Jeder hat seine Lieblingsgeräte dabei, seine Lieblingsliquids, Wickelzubehör, Multimeter, Werkzeug und und und. Das ist wahrlich ein Paradies für jeden Dampfer, schöne Momente!

Ich war bisher schon auf unzähligen Dampfertreffen und jedes einzelne hat mich begeistert! Endlich mal mit Gleichgesinnten über alles Mögliche sprechen, Erfahrungen austauschen, essen, trinken, dampfen, einfach grossartig! Wenn sie sich gegenüber sitzen, werden selbst die übelsten Facebook-Klopper zu ganz normalen und angenehmen Menschen. Darüber freue ich mich immer wieder, weil eben – Dampfen verbindet!

Nun war ich aber im Mai an einem ganz speziellen Treffen in Deutschland. Man könnte es als „Veteranen-Treffen“ bezeichnen und das ist nun in keinster Art und Weise abschätzig gemeint. Im Gegenteil! Die rund 50 Leute die sich da in der Nähe von Frankfurt getroffen haben sind fast alle langjährige Dampfer. Viele von ihnen kannte ich bereits von früher, es war für mich ein sehr schönes Wiedersehen. Andere, die ebenfalls schon ewig dampfen konnte ich endlich mal persönlich kennen lernen.

Nun, an diesem Treffen war etwas ganz anders als an den „normalen“ Treffen: Es gab keine Multimeter, kein Werkzeug, keine grossen Gerätekoffer, keine Wickelorgien. Ich habe über die ganzen drei Tage nur einen Besucher gesehen der einmal für einen anderen Dampfer ein Gerät gewickelt hat. Sonst wurde da überhaupt nichts gebastelt, optimiert oder gebaut.

Und das bringt mich zu meiner eigentlichen Kernaussage: Es geht nicht um Geräte, es geht um Menschen!
Die Leute an diesem Treffen hatten schon alle möglichen und unmöglichen Geräte, sie haben alle Wicklungen ausprobiert, alle Liquids, alle Mischungen – denen muss man nichts mehr erzählen. Sie waren wegen der Menschen an diesem Treffen, nicht wegen der Geräte. Es war komplett egal wer welches Gerät dabei hatte, es waren alle vertreten. Die Pinoy-Buben, die Kleingeräte-Mädels, die ProVari-Fetischisten, die Griechen-Gang usw. – aber es war egal, keiner hat dem anderen irgendwie was aufschwatzen wollen. Jeder dieser „Veteranen“ hat sein Lieblingsding gefunden – und gut ist!

Und das wiederum bringt mich zu Erika. Sie ist 65 Jahre alt, eine zierliche Person mit schneeweissem kurzem Haar. Sie hat mich in der Tiefgarage eines Supermarktes angesprochen, als ich dampfenderweise meine Einkäufe in den Wagen geladen habe.
„Oh, sie haben auch eine Elektro Zigarette, verstehen Sie was davon?
„Hm, ja so ein Bisschen?“
„Haben Sie eine halbe Stunde Zeit?“
„Öhm, ja eigentlich schon“
„Kommen Sie mit, ich lade Sie zum Kaffe ein und Sie erklären mir wie das Zeug funktioniert!“

Ich war leicht irritiert, aber es war Samstag und ich hatte Zeit. Also ging ich mit Erika Kaffe trinken und sie hat mir ihre Geschichte erzählt. Sie hat 45 Jahre lang 2 Schachteln geraucht und irgendwann sind im Tabakladen, in dem sie sich die Kippen besorgte drei E-Cigs angekommen. Niemand wusste so genau wie das funktioniert, auch die Verkäuferin nicht. Nun, Erika hat sich dann ein Doppelset gekauft, einfach so aufs Geratewohl und hat das ausprobiert. Und – es hat geklappt, sie dampft bereits seit 6 Monaten.
Aber – sie hatte keine Ahnung wie und warum das funktioniert und was da genau drin ist. Das wollte sie von mir wissen. Ich habe es ihr dann so gut es ging erklärt, mit Zeichnungen auf dem Tischset von wegen plus und minus, Heizwendel, Glasfaser, Liquidfluss usw. Sie war sehr interessiert, aufmerksam und hat sich Notizen gemacht.

Drei Monate später hat sie mich angerufen und mich erneut zum Kaffe eingeladen. Erika hatte keinen Computer und war noch nie im Internet. Ihr Sohn hatte ihr aber nach unserer Begegnung ein Tablet geschenkt und Ihr meinen Video-Kanal fix eingerichtet. Sie hatte sich alle Videos angesehen und weiss heute besser Bescheid über die einzelnen Geräte als ich. Sie kann über variable Watt und Pinoy fachsimpeln, ebenso wie über verschiedene Clearomizer-Typen oder über Akkutechnik.

Aber, obwohl sie heute alles über das Dampfen weiss – Erika dampft immer noch ihre beiden eGo-Ts aus dem Starterset. „Die sind doch noch gut, ich brauche nichts Neues“ hat sie mir gesagt.
Ihr seht, es geht um Menschen. Und nicht um Geräte.

In diesem Sinne, gehabt Euch wohl und allzeit gut Dampf!

Euer Philgood