Übers Klonen klönen


Eine Glosse für die Dampfer-Zeitung im August 2012. Geschrieben und gesprochen von Philgood


Ist das jetzt eine eGo von Joyetech oder nur ein Klon? Als „Klonen“ bezeichnen wir Dampfer das Nachbauen, das Kopieren oder das Abkupfern von Dampfgeräten. Das Klonen ist in der Dampferwelt seit jeher ein grosses und ebenso kontroverses Thema.

Die Chinesen waren dabei immer sehr unzimperlich, sie kopieren sich schamlos und vielzählig untereinander. Oftmals ist bereits beim Release eines neuen Gerätes einer oder mehrere Klone auf dem Markt.
Hier geht es also für uns Kunden darum das Original vom Klon unterscheiden zu können. Kein einfaches Unterfangen! Zumal es immer noch neue Händler gibt die z.B. ihre Joyetech-Geräte mit dem eigenen Firmenlogo branden lassen. Das ist keine gute Idee und auch relativ unverständlich. Schlussendlich sucht der Kunde doch genau das original Joyetech Produkt weil der Name für Qualität steht.

In den letzten Monaten tauchte dann aber eine neue Stufe des Klonens auf. Plötzlich wurden Selbstwickelverdampfer die in Europa entwickelt und gebaut worden sind geklont. Das erste „Opfer“ war wohl der A2 von Bulli-Smoker. Mit dem LS-E wurde ein fast baugleicher Verdampfer für einen Bruchteil des Original-Preises auf den Markt geworfen. Es folgten weitere Klone des A2, gerade aktuell rollt eine richtige Welle von Billig-Kopien auf Europa zu.

Oder nehmen wir den BT-V1 der jetzt von Smoktech nachgebaut und zum Cartomizer-Dumping-Preis verscherbelt wird. Allerdings – und jetzt wird es interessant – vor dem BT-V1 gab es ja schon den Clearome und den RTA und den Kruser und noch einige andere die nach dem gleichen Prinzip aufgebaut waren. Ist der BT-V1 also gar selber schon ein Klon?

Und somit gelangen wir zur eigentlichen Gretchenfrage die da lautet: Wo hört die Entwicklung auf und wo geht die Klonerei los? Nun, die Antwort ist ganz einfach: Wir wissen es nicht und wir können es auch nicht beurteilen. Dabei ganz wichtig der Zusatz: Und es spielt für uns als Kunden auch überhaupt keine Rolle.
Es ist nicht unser Problem dass geklont wird, es ist auch nicht das Problem der Händler. Und es ist in vielen Fällen noch nicht einmal das Problem der Hersteller, sondern einzig das der jeweiligen Patentinhaber – falls es die denn überhaupt gibt.

Wenn also ein Gerät auf den Markt kommt das etwas taugt kann man es auch guten Gewissens kaufen. Selbst wenn man weiss dass es irgendwo abgekupfert worden ist.
Bricht man Dampfgeräte nämlich auf ihre reine Funktion herunter, ist da ein Plus- und ein Minuspol mit einem Heizdraht dazwischen. Das kann jede Glühbirne auch. Also müsste man jedes Detail des Gerätes weltweit patentieren lassen, ein Ding der Unmöglichkeit für einen Selbstbauer.

Der Nahrungsmittelkonzern Nestlé hat die Kapseln seines Nespresso-Systems mit 1700 Patenten schützen lassen. 1700 Patente für ein lumpiges Alubecherchen mit ein Bisschen Kaffe drin! Nestlé beschäftigt weltweit ein riesiges Heer von Patent-Anwälten um die Kapseln vor den Gerichten zu verteidigen. Aber vergeblich, es kommen trotzdem immer mehr Klone auf den Markt, die bestehenden Patente werden geschickt umgangen.

Mir persönlich würde die Vorstellung gefallen dass jemand in seiner Garage ein Dampfgerät entwickelt und dieses dann weltweit erfolgreich vermarkten und verkaufen kann. Ich wäre der erste der es ihm gönnen würde. Aber leider ist das nur mehr verklärte Kleinstadt-Romantik, die globalisierte Wirtschaftswelt funktioniert anders. Das Patentrecht nützt aufgrund seiner Komplexität und des hohen Kostenfaktors nur den grossen Firmen, nicht dem kleinen Erfinder.

Den deutschen Gebrauchsmusterschutz kann man sich zwar rahmen lassen und an die Wand hängen. Ich bin mir aber sicher dass man im Möbelhaus oder in einer Galerie schöneren Wandschmuck zu einem günstigeren Preis findet.

In diesem Sinne, gehabt Euch wohl und allzeit gut Dampf!

Euer Philgood